Ludwig Meyer

Psychiater


Zur Person

geboren: 27.12.1827 in Bielefeld
gestorben: 08.02.1900 in Göttingen
Weitere Namensform: Louis
Konfession: evangelisch
Mutter: Jeanette Löwenthal
Vater: Ruben Meyer
Ehen: Anna Hübener
Kinder: Ernst Meyer; Hans-Hermann Meyer; Joachim-Ernst Meyer

Biographie

Ludwig „Louis“ Meyer wurde 1827 als Sohn von Ruben Meyer und Jeanette Löwenthal (1796-1858) in Bielefeld geboren. Sein Vater erwarb in Paderborn die Domkapitularischen Mühlen. In Paderborn wurde er Schüler des Gymnasium Theodorianum. Er erwarb dort eine hohe Kompetenz in Latein und Griechisch. Seine Reifeprüfung legte er 1844 ab. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst fünf Semester lang das Baumeisterstudium (Architektur?) in Hagen, gab es aber schließlich wegen mangelnder Berufsaussichten auf und begann 1848 in Bonn mit dem Medizinstudium. Im selben Jahr saß Meyer jedoch fünf Monate in Untersuchungshaft und wurde von der Universität relegiert. Das Medizinstudium setzte er dann 1850 bis 1851 in Würzburg fort, wobei er besonders von Virchow beeinflusst wurde. 1851 wechselte er an die Friedrich Wilhelm Universität in Berlin. Dort betrieb er ausgedehnte Studien bei Johannes Müller, dem Begründer der modernen Physiologie. Zwei Jahre später, 1853, beendete er seine Studien. Er trat zum evangelischen Glauben über, um als Jude überhaupt eine akademische Laufbahn beginnen zu können. Er trat als Assistenzarzt auf die Irrenabteilung der Charité ein und kam nun gegen seinen Willen – ursprünglich wollte er in der pathologischen Anatomie seine Laufbahn fortsetzen – zur Psychiatrie. Die Begründung und Durchsetzung des No-restraint ist sein Verdienst. Seine Auffassung von der Entstehung, den Erscheinungen und der Dynamik der Geisteskrankheiten sind für uns heute erstaunlich modern. Die von ihm geleiteten Anstalten in Hamburg „Friedrichsberg“ und danach die „Heil- und Pflegeanstalt Göttingen“, wurden Vorbilder für Deutschland. Von 1866 an war er Inhaber des ersten psychiatrischen Lehrstuhls in Deutschland in Göttingen. Verheiratet war er mit Anna Hübener, einer Arzttochter aus Hamburg.

Werke

Das No-Restraint und die deutsche Psychiatrie. 1863. Die Beziehungen der Geisteskranken zu den Besessenen und Hexen. 1861. Studien zur forensischen Psychiatrie, speziell zur geminderten Zurechnungsfähigkeit. 1870.

Literatur

Dr. Hans Kayser: Ludwig Meyer (1827-1900) Forscher, Lehrer und Begründer des „no restraint“, Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 158 1/2007 S. 39-42 Monika Minninger, Ostwestfälische Juden zwischen Emanzipation, Kultusreform und Revolution, S., s.-179 Eine Region im Aufbruch: Die Revolution von 1848/49 in Ostwestfalen-Lippe Hrsgeg. von Reinhard Vogelsang und Rolf Westheider, verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 1998

Zitierweise

N.N.: Ludwig Meyer. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn. Online-Ausgabe unter http://www.westfälische-biographien.de/biographien/person/1941 (Version vom 02.08.2016, abgerufen am 24.11.2024)