Missionsbischof Athanasius Klemens Wilhelm Götte

Bischof, Missionar, Franziskaner


Zur Person

geboren: 11.04.1857 in Paderborn (Heiersstraße 25)
gestorben: 29.03.1908 in Kao-lin-hien
beerdigt:Kathedrale von Sin-gan-fu Konfession: katholisch
Mutter: Maria Götte, geb. Epping
Vater: Josef Götte
Geschwister: acht Brüder, von denen zwei ebenfalls in den Franziskanerorden eintraten und einer Jesuit wurde und vier Schwestern, die alle Ordensmitglieder wurden.

Biographie

Vor huntert Jahren starb ein heute weit gehend vergessener Ükeraner, der damals als China-Missionar sehr erfolgreich war, der Bauernsohn Klemens Wilhelm Götte; er sollte es zu bischöflichen Würden bringen. Klemens Wilhelm Götte wurde am 11. April 1857 als Sohn des Ökonomen (Landwirt) Joseph Götte und seiner Ehefrau Maria, geborene Epping, die aus Lippstadt stammte, in Paderborn im Elternhaus Heiersstraße 25 (damals 620) geboren. Er war das vierte von insgesamt dreizehn Kindern der Familie, zu der neun Söhne und vier Töchter gehörten. Alle vier Schwestern sowie drei seiner Brüder wurden Ordensmitglieder, zwei Brüder Missionare sowie ein Bruder Jesuit. Der Sohn Klemens Wilhelm besuchte wie seine Brüder das Gymnasium Theodorianum, das sie offensichtlich mit der mittleren Reife verließen, denn die Namen fehlen in den Abiturlisten der Schule. Am 13. Oktober 1874, also mit gut 17 Jahren, trat er in Warendorf in den Franziskanerorden ein, in einem heute also nicht zulässigen, damals aber durchaus üblichen Alter. Wegen des "Kulturkampfes" verließ er zusammen mit seinen leiblichen Brüdern - er hatte den Ordensnamen "Athanasius" gewählt - Frater Remigius und Frater Capistran schon im Juli 1875 die Heimat und das Elternhaus, um seine Ordensausbildung in den USA abzuschließen. In St. Luis wurde er am 5. Juni 1881 zum Priester geweiht. Da er offensichtlich kein Abitur besaß, dürfte er sein Studium an einer Ordensschule absolviert haben. Seine Ordensoberen schickten ihn bereits im April 1882 nach China in die dortige Mission, die weitgehend der deutschen Fanziskanerprovinz Saxonia unterstellt war. Er hatte inzwischen auch die chinesische Sprache erlernt und galt dort bald als besonders leutselig und hilfsbereit. Außerdem vermittelte er oft bei den chinesischen Behörden. Gleichwohl musste er auch viele Nachstellungen und körperliche Misshalndlungen ertragen, zumal seine Missionsbemühungen alle Schichten des chinesischen Volkes erreichen. Vor allem für die vielen Armen galt er als größter Wohltäter, zumal er mehrfach Bettelreisen in die USA und nach Deutschland unternahm. So weilte er auch Anfang November 1905 in der Heimatstadt Paderborn, als ihn von Rom die Ernennung zum Titularbischof von Lmpa und Apostolischen Vikar von Nordshensi (Zentralchina) erreichte. Es war ihm eine besondere Freude, die Bischofseihe in der Heimatstadt Paderborn zu erhalten. Am 30. November 1905, dem Tag des Apostels Andreas, weihte ihn sein Heimatbischof Wilhelm Schneider im Dom zu Paderborn unter Assistenz des Weihbischofs Augustus Gockel und des ebenfalls aus Paderborn stammenden preußischen Feldpropstes und Tritularbischofs von Pergamon Heinrich Vollmar zum Bischof. Diese Weihe war übrigens die einzige Bischofsweihe, die Wilhelm Schneider erteilte bzw. leitete. Die Heimat schenkte dem neuen Bischof einen Tragaltar, die Mitbürger vom Ükern einen "prachtvollen Bischofsstab", wie die Quellen berichten, die Mitglieder des "Dritten Ordens" des Heiligen Franziskus den Bischofsring, während die Frauenjugend das Bischofskreuz stiftete. Insgesamt musste der Weihetag ein festlicher Tag für die Ükeraner und die Stadt Paderborn gewesen sein, wie die Zeitung "Leo" berichtete. Über Rom reiste Bischof Athanasius in seine Diözese Nordshensi zurück, wo ihm die Menschen ebenfalls einen begeisterten Empfang bereiteten. Das Apostolische Vikariat - gegründet 1844 - zählte 1906 bereits 35 Missionspriester, 38 Katecheten, 141 Kirchen und Kapellen sowie 263 Missionsstationen. Je ein Männer- und Frauenorden wirkte dort, aber auch die Sozialarbeit war aufgeblüht, denn es gab neun "Wohltätigkeitsinstitute". In einem Seminar wurden einheimische Priester herangebildet. Außerdem unterhielt das Vikariat 25 Elementarschulen. Insgesamt musste Bischof Athanasius knapp 21.000 Katholiken betreuen, so dass das Vikariat zu den wichtigsten Missionsgebieten überhaupt zählte. Eine andere Quelle nennt 40 Priester, davon 26 einheimische, mehr als 24.000 Christen, 50.000 Taufbewerber und 203 Kirchen bzw. Kapellen. Nach dieser Quelle residierte der Bischof in Kao-lin-hien in der Nähe von Sin-gan-fu. Was heute aus alledem geworden ist, ist nicht bekannt, denn das "Päpstliche Jahrbuch" (2004) macht hierzu keine Angaben. Der neuen Geschichte des Erzbistums Paderborn - Band 2 - habe ich entnommen, dass es bereits im Jahre 781 nach einer Inschrift im dortigen Raum eine christliche Mission gegeben hat; den Text in Europa bekannt gemacht hat P.Athanasius Kircher SJ in einem Buch des Jahres 1667 mit dem Titel "China Monumenta illustrata". Bischof Athanasius Götte OFM setzte seine intensive Seelsorgearbeit mit großem Erfolg fort, jedoch sollte er nur etwas mehr als zwei Jahre wirken können, denn bereits am 29. März 1908 raffte ihn, ebenso wie seine fünf Vorgänger im Amt, der Typhus hinweg. Seine Beerdigung in der Kathedrale von Sin-gan-fu, wo er vor dem Hochaltar sein Grab fand, sollte noch einmal verdeutlichen, wie intensiv sein Wirken war. Nicht nur Katholiken, sondern auch andere Christen, ebenso Vertreter des öffentlichen chinesischen Lebens erwiesen ihm die letzte Ehre. Von Bischof Athanasius haben sich nur wenige Spuren erhalten. Im Archiv der Franziskanerprovinz Saxonia (jetzt in Paderborn) existieren Briefe an den Provinzial, in denen er von seiner Arbeit berichtet. Auch an Bischof Wilhelm Schneider berichtete er mehrfach und versicherte ihn immer wieder seines Gebetes. Einmal schrieb er: "...Man sagte mir in Rom, wir erwarten Großes von Ihnen, als ob ich schon deshalb ein ganzer Kerl wäre, weil meine Wiege auf dem Ükern gestanden hat!".

Quellen

Klaus Zacharias

Zitierweise

Klaus Zacharias: Missionsbischof Athanasius Klemens Wilhelm Götte. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn. Online-Ausgabe unter http://www.westfälische-biographien.de/biographien/person/8 (Version vom 15.10.2012, abgerufen am 27.12.2024)