Dietrich von Engelsheim

Domscholaster


Zur Person

in Kapellen
gestorben: wahrscheinlich 6.05.1435
Konfession: katholisch

Biographie

Zu unbestimmtem Zeitpunkt, aber spätestens gegen Ende des 14. Jahrhunderts, wurde Dietrich wahrscheinlich in dem niederrheinischen Ort Kapellen geboren, aus dem seine Familie stammte. Erstmals belegt ist Dietrich am 11. April 1403 als Kölner Kleriker in einem Schriftstück, das der Kölner Offizial Hermann Stakelwegge notariell beglaubigte. Eventuell hat Dietrich in dessen Umfeld eine erste Unterweisung erhalten. Am 26. April 1405 tritt Dietrich, zuvor offenbar Gefolgsmann des Herzogs Adolf von Berg, in die Dienste von dessen Bruder Wilhelm, des gewählten Bischofs (Elekten) von Paderborn, für den er wohl auch Kontakte zu dem dritten Bruder, dem Kölner Dompropst Gerhard von Berg pflegte. Einen eigenhändigen Brief an Gerhard firmiert Dietrich als Schreiber („scriver“) des Wilhelm von Berg; zum Jahr 1408 bezeichnet er sich selbst als Kanzler („cancellarius“) des bergischen Bischofs von Paderborn. Für ihn unternahm Dietrich noch im Dezember 1411 diplomatische Aktivitäten als Mitglied einer Kommission, die in der Fehde Wilhelms gegen den Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden mit den Soestern verhandelte. Entlohnt wurde Dietrich, obwohl er nicht die erforderlichen Weihen besaß, mit der Pfarrei Brakel, mit der ihn sein Herr vor dem 26. April 1405 versah. Letztmalig belegt ist er im Jahr 1424 in diesem Amt. Nach der am 3. Dezember 1415 erfolgten Resignation des Wilhelm von Berg auf das Bistum Paderborn verblieb Dietrich dort. Spätestens am 5. Februar 1418 ist er im Besitz eines Domkanonikats ebenda; am 31. Oktober 1422 richtete er eine Bittschrift an die römische Kurie, in der er nachsuchte, das Amt des Vorstehers der Paderborner Domschule kraft apostolischer Autorität bekleiden zu dürfen. In den Besitz dieses Postens eines Domscholasters gelangte Dietrich nach einigen Streitigkeiten spätestens am 28. August 1428. Als kleinere Benefizien hatte Dietrich ferner eine Altaristenstelle am Altar St. Wilhaldus in der Kirche St. Cyriak in Lüneburg und eine weitere am Katharinenaltar in der Pfarrkirche Werder in Verden an der Aller inne. Als Botschafter des Paderborner Kapitels besuchte er gemeinsam mit Heinrich von Haxthausen und dem Offizial Johannes Ennest die Mainzer Provinzialsynode im März 1423. Da ansonsten keine weitere auswärtige Tätigkeit belegt ist, kann davon ausgegangen werden, dass Dietrich bis zu seinem Tod, der wahrscheinlich am 6. Mai 1435 erfolgte, hauptsächlich seinen Pflichten als Leiter der Paderborner Domschule nachgekommen sein wird. Dietrichs hervorragendstes Tätigkeitsfeld war der Streit zwischen dem Paderborner Domkapitel und dem Kölner Erzbischof Dietrich von Moers um die Inkorporation des Kapitels in die Kölner Erzdiözese. Zu dieser Auseinandersetzung legte er in Paderborn in enger Zusammenarbeit mit den Kapitelsgesandten Heinrich von Haxthausen und Hermann von Recklinghausen ein mit dem Titel Liber dissencionum archiepiscopi Coloniensis et capituli Paderbornensis überschriebenes Aktendossier an, das nicht nur für den Inkorporationsstreit, sondern auch für die Geschichte Paderborns und seines Domkapitels bis in das 15. Jahrhundert eine der wichtigsten archivalischen Quellen darstellt.

Werke

Liber dissencionum archiepiscopi Coloniensis et capituli Paderbornensis (Paderborn, Erzbischöfliche Akademische Bibliothek, Archiv des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e.V., Cod. 136; Teiledition: Bernhard Stolte (Hg.), Liber dissencionum archiepiscopi Coloniensis et capituli Paderbornensis. Manuscript des Paderborner Domscholasters Dietrich von Engelsheym (WZ, Ergänzungsheft 1), 4 Bde., Münster 1893-1897).

Literatur

Tobias Daniels: Der Paderborner Domscholaster Dietrich von Engelsheim und der Liber dissencionum archiepiscopi Coloniensis et capituli Paderbornensis. Neue Erkenntnisse aus unerschlossenen Quellen. Mit einem Urkundenanhang, in: Westfälische Zeitschrift 160 (2010), S. 143-169.

Zitierweise

Tobias Daniels: Dietrich von Engelsheim. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn. Online-Ausgabe unter http://www.westfälische-biographien.de/biographien/person/810 (Version vom 31.05.2013, abgerufen am 22.11.2024)