Joannes Joseph Hungerige
Chevau-légers de Berg
✽ 08.03.1790 in Istrup (seit 01.01.1970 zu Brakel)
✝ 27.11.1812 in Beresina; Fluss in Weißrussland
Joannes Joseph Hungerige (auch: Hungeringen, Hungrige) wurde am 08.03.1790 in Istrup (seit 1970 zu Brakel) als Sohn des Istruper Bauern Henricus Wilhelmus Hungerige (1742 – 1814), genannt Timpen, und der Clara Elisabetha Brinckmann (1748 – 1813) geboren. Sein Vater Henricus („Ricus“) Wilhelmus hatte am 20.07.1773 in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Istrup die sechs Jahre jüngere Clara Elisabetha Brinckmann geheiratet und sein Wohnhaus (Nr. 47) in den folgenden Jahren ausgebaut und erweitert (Backhaus, Stall, Stallanbau). 10 Kinder sind aus dieser Ehe bekannt, die zwischen 1776 und 1792 in Istrup geboren wurden, darunter fünf Söhne; Joseph ist davon der jüngste und kommt damit als Hauserbe nicht in Frage. Nach dem Tod des Vaters 1814 geht das Haus an den erstgeborenen Sohn, Joannes Henricus Antonius Hungerige (1779 – 1846). Im August 1807, Joseph ist 17 Jahre alt, wird Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte Regent eines völlig neuen Staates, des Königreichs Westphalen mit der Hauptstadt Kassel, zu dem auch Istrup gehört. Über Josephs Lebensumstände in dieser Zeit ist nichts bekannt; aus den Erinnerungen eines Zeitgenossen im März 1848 geht jedoch hervor, dass Joseph zusammen mit acht weiteren jungen Männern aus Istrup am Russlandfeldzug Napoleons teilnahm. Bereits 1811 bereitete sich Napoleon auf einen Krieg mit Russland vor; am 24.06.1812 überschritt er mit seiner ca. 450.000 Mann starken Grande Armée die Memel. Joseph gehörte dem zweiten Regiment der Chevaulegers des Großherzogtums Berg (Chevau-légers du Grand-duché de Berg) an, das im März 1812 aufgestellt worden war und in der Schlacht an der Beresina (26.-28.11.1812) fast vollständig aufgerieben wurde. Da die Kavallerie aus Sachsen und dem Großherzogtum Berg der Division Partouneaux zugeteilt war, die am 27.11.1812 kapitulieren musste, kann dies als der wahrscheinliche Todestag von Joseph Hungerige angesehen werden. In dem zeitgenössischen Bericht des Knechts Anton Loht vom März 1848 heißt es dazu: „Joseph Hungrige ist von einem gegenwärtig im März 1848 noch lebenden ehrsamen Bürger zum Dringenberge namens Hans Riemann, damals Leutnant im Heere, vor dem Übergange der Beresina noch gesehen worden. Nach dem Übergange hat er, Riemann, von Joseph Hungrige, welcher Schwager des Riemann war, weder gehört noch gesehen. Wenn die übrigen vielleicht bis zur Beresina nicht gekommen sind, ihr Leben unter anderen Vorkommnissen in den Weiten Rußlands ausgeatmet haben, dann ist Hungrige gewiß unter den Tausenden geblieben, welche in der Beresina ertranken.“
Zur Person
Mutter: Clara Elisabetha Brinckmann (1748 – 1813)
Vater: Henricus Wilhelmus Hungerige, genannt Timpen (1742 – 1814)
Geschwister: Anna Maria Elisabetha Hungerige (1776 – 1783); Anna Maria Catharina Hungerige (geb. 1777); Joannes Henricus Antonius Hungerige (1779 – 1836); Clara Maria Hungerige (1781 – 1783); Joannes Henricus Hungerige (1784 – 1820); Hermann Heinrich Hungerige (1785 – 1820); Hermannus Ludorius Hungerige (geb. 1786); Catharina Margaretha Hungerige (geb. 1787); Anna Maria Rosa Theresia Hungerige (1792 – 1798).
Ehen: keine bekannt
Kinder: keine bekannt
Literatur
Knötel, R. (1890). Uniformenkunde, Lose Blätter zur Geschichte der Entwicklung der militärischen Tracht, Berlin, 1890. Band II, Tafel 44, Cleve-Berg, Großherzoglich Bergische Lanciers, 1812.
Quellen
Genealogie von Heiko Hungerige (http://gw.geneanet.org/hheiko) Kirchenbücher der Pfarrei Istrup, St. Bartholomäus (mit den Filialen Schmechten und Herste). Erzbischöflichen Generalvikariat, Erzbistumsarchiv, Kirchenbuchabteilung, 33098 Paderborn, Domplatz 18). Brandtabellen der asseburgischen Dorfschaften von 1769, 1771, 1781, 1789, 1795, 1798, 1799 und 1802. Einfache Schatzungs-Liste von 1785. Chronik der Gemeinde Istrup (Verantwortlich für den Inhalt: Ferdinand Ernst; Internet-Aufbereitung durch Helmut Don und Wolfgang Kühlewind) (http://www.istrup.de/cms/front_content.php?idcat=156).
Empfohlene Zitierweise
Heiko Hungerige: Joannes Joseph Hungerige. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn. Online-Ausgabe unter http://www.westfälische-biographien.de/biographien/person/1943 (Version vom 25.08.2016, abgerufen am 13.03.2025)