Westfälische Biographien




Jodocus Hungerige

Bauer in Istrup (Brakel)

✽ 1637 in Istrup (Brakel)
✝ 26.02.1711 in Istrup (Brakel)
unbekannt

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Jodocus (auch: Jost, Jobst) Hungerige wurde 1637 in Istrup (seit 1970 zu Brakel) geboren. Es herrschte Krieg in Europa, seit 19 Jahren schon. Als dieser Krieg, der später der „Dreißigjährige“ genannt werden sollte (ein Begriff, den Jodocus Hungerige und seine Familie noch nicht kannten), nach vielen Verzögerungen endlich mit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück (1648) endete, war Jodocus 11 Jahre alt. Wie viel er von dem Krieg selbst und den Wirren danach mitbekommen hat, ist unklar. Fest steht jedoch, dass auch Istrup unter dem Dreißigjährigen Krieg gelitten hat; etliche Gehöfte wie der Rustenhof und der Jaddenhof waren zerstört worden (vgl. Osterloh, o.J.). Auch sein späterer Beruf und das Wohnhaus seiner Familie in Istrup sind nicht bekannt. (Haus Nr. 47, in dem die Familie für ca. 100 Jahre wohnen sollte, wurde erst zwischen 1771 und 1781 von einem Urenkel von Jodocus übernommen.) Wahrscheinlich lernte er bereits als junger Mann die (vermutlich ebenfalls) in Istrup geborene, zwei Jahre jüngere Ilshe Nieman (auch: Niggeman, Nijeman) kennen. Sie war 19 Jahre alt, als sie von ihm 1658 schwanger wurde; das unehelich geborene Kind wurde auf den Namen Berendt getauft. Erst zwei Jahre später, am 6. Januar 1660, heiraten Jodocus und Ilshe in der (heute nicht mehr erhaltenen, alten) Kirche St. Bartholomäus zu Istrup. Ein Jahr später wird ihr zweites Kind geboren, ein Mädchen, das den Vornamen Gedrudt erhält. In den nächsten 17 Jahren bekommt Ilshe noch sieben weitere Kinder; das letzte im Alter von 39 Jahren. Alle neun Kinder werden in Istrup getauft. 1672, im Jahr der Geburt ihres siebten Kindes Gottschalck, der anders als seine Geschwister im Taufregister mit dem Namen „Hungrige“ eingetragen wurde, wird Jodocus in der „Pastorats Specificatio der Landerey“ zwei Mal als Jost Hungere bzw. Jost Hungerge namentlich erwähnt. (Jost oder Jobst waren damals gebräuchliche Abkürzungen für Jodocus.) Seine „Landerey“ wird mit einem Morgen angegeben, davon entfielen ¼ auf einen „garthen“; „Wirthschaftsgebäude“ werden keine genannt (ein preußischer Morgen entsprach 180 (Quadrat-)Ruten bzw. 2553,224 qm; vgl. Kreucher, 2008). In den Istruper Kirchenbüchern wird er zwischen 1675 und 1704 mehrfach als Taufpate genannt. Am 4. August 1696 erlebt die Familie, wie der Küster der Kirche, Heinrich Elebracht, der seit 1654 in dieser Funktion tätig war, beim Läuten der Glocke vom Turm fiel und dabei den Tod fand (vgl. Osterloh, o.J.). Ein Jahr später (1697) wurde das im romanischen Stil erbaute Gotteshaus in Istrup durch eine barocke Kirche ersetzt. Jodocus besuchte vermutlich diese, noch heute bestehende Kirche in den verbleibenden 14 Jahren seines Lebens. Am 26. Februar 1711 stirbt Jodocus Hungerige im Alter von 74 Jahren. Sein Sterbeeintrag ist im Kirchenbuch nur schwer zu lesen; sofern die Transkription korrekt ist, lässt er sich wie folgt übersetzen: „[Am] 26. Februar [1711] verstarb Jodocus Hungrige, ein Mann, dem Herrn und der Kirche voll ergeben, ordnungsgemäß vorher mit den Sterbesakramenten versehen“ (26 Febr obӱt [= obiit] Jodocus Hungrige vir plenus dom.[?][ino?] et Ecclesiae addictus 74 a Debite praemunitus).


Zur Person

Mutter: unbekannt

Vater: unbekannt

Ehen: Ilshe Nieman am 6.01.1660 in Istrup, St. Bartholomäus

Kinder: Berendt Hungerige (1658 – nach 1678); Gedrudt Hungerige (1661 – 1724), verh. Rehermann (1683); Maria Hungerige (1663 – nach 1704), verh. Balken; Ilsabein Hungerige (geb. 1665); Catharina Hungerige (geb. 1667); Henrich Hungerige (1669 – 1673); Gottschalck Hungerige (1672 – 1741); Anna Eva Hungerige (1675 – 1740), verh. Mennen (1700); Anna Elisabetha Hungerige (1678 – 1710);

Literatur

Kreucher, G. (2008). Die Urkatasteraufnahme in Westfalen. Hrsg. vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 20). Münster: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. (Online verfügbar) Osterloh, B. (1984). Auszüge aus der Chronik unserer Pfarrei St. Bartholomäus Istrup. Istrup: Unveröffentlichtes Manuskript. Osterloh, B. (o.J.). Einen kleinen Einblick in die Dorf- und Kirchengeschichte von Istrup. Istrup: [handschriftliches, nicht paginiertes Manuskript].

Quellen

Genealogie von Heiko Hungerige (http://gw.geneanet.org/hheiko). Kirchenbücher Istrup, St. Bartholomäus, Bd. 1 (Taufen, Heiraten, Tote; 1655-1689) und Bd. 2 (Taufen, Heiraten, Tote; 1689-1714). (Erzbischöflichen Generalvikariat, Erzbistumsarchiv, Kirchenbuchabteilung, 33098 Paderborn, Domplatz 18). Chronik der Gemeinde Istrup (Verantwortlich für den Inhalt: Ferdinand Ernst; Internet-Aufbereitung durch Helmut Don und Wolfgang Kühlewind) (http://www.istrup.de/cms/front_content.php?idcat=156).

Empfohlene Zitierweise

Heiko Hungerige: Jodocus Hungerige. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn. Online-Ausgabe unter http://www.westfälische-biographien.de/biographien/person/1986 (Version vom 13.02.2017, abgerufen am 13.03.2025)

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