Friedrich Wilhelm Schmidt
Ordenspriester
✽ 08.04.1833 in Bad Wünnenberg-Fürstenberg
✝ 30.11.1907 in Köln
Köln, Friedhof Melaten
Friedrich Wilhelm Schmidt wurde am 8. April 1833 als Sohn des Hufschmieds Franz Schmidt, genannt Bussens, und seiner Ehefrau Franziska Wessel in Fürstenberg, Westfalen, geboren. Nach dem Studium der Theologie wurde er 1857 in Paderborn zum Priester geweiht. Nach Tätigkeiten als Kaplan in Netphen und Missionar in Freudenberg trat Wilhelm Schmidt 1861 in die Kongregation der Vinzentiner C.M. ein. Als Ordensmann wurde er Leiter des bischöflichen Konvikts in Hildesheim. Gleichzeitig studierte er bei dem Rabbiner Meyer Landsberg orientalische Sprachen. Im Zuge des Kulturkampfes musste Wilhelm Schmidt Deutschland verlassen. Als Missionar der Lazaristen ging er nach Tripolis in Syrien. Von dort wurde er 1890 als Leiter der Einrichtungen des Deutschen Vereins vom Heiligen Land nach Jerusalem berufen. Er baute die kurz zuvor gegründete Mädcheschule weiter aus. Kaiser Wilhelm II. schenkte dem Repräsentanten des Deutschen Vereins vom Heiligen Land das Grundstück der Dormitio Beatae Mariae Virginis auf dem Zion. Zusammen mit dem Kölner Diözesanbaumeister Heinrich Renard plante Pater Wilhelm Schmidt die Basilika Hagia Maria Sion und ließ Baupläne für das Paulus Hospiz vor dem Damaskustor erstellen. Zum Kaiser, der in Wilhelm Schmidt einen Mann sah, der die Interessen des Deutschen Reiches in Palästina hervorragend vertrat, konnte er ein persönliches Verhältnis aufbauen. Sein 50jähriges Priesterjubiläum feierte Pater Schmidt am 17. August 1907 in Jerusalem. Tags darauf reiste er nach Deutschland. Am 30. November erlag er den Folgen eines Unfalls mit einer Straßenbahn in Köln. Pater Wilhelm Schmidt wurde auf dem Friedhof Melaten begraben. Der Orientreisende Wilhelm v. Keppler schrieb über ihn: „P. Schmidt, feingebildet und in Palästina und der Palästinaliteratur im vollen Sinn zu Hause“, hat in Jerusalem den Grundstock für eine hervorragende Gelehrtenbibliothek gelegt. Wilhelm Schmidt nannte dem späteren Bischof von Rottenburg als Ziel seiner Schule: „Dass man die Kinder für ihr eigenes Land erzieht, ist ein Vorzug.“ Auf dieses Bildungsziel beruft sich noch heute der Leiter der renommierten Schmidt-Schule in Jerusalem. Am SGC (Schmidt’s-Girls-College) erhalten zur Zeit mehr als 500 Schülerinnen, von denen 80 % Muslime sind und die „Schmidts Mädchen“ genannt werden, eine qualifizierte Ausbildung von der Vorschule bis zum Abitur.
Zur Person
Mutter: Franziska Wessel
Vater: Franz Schmidt
Literatur
MOCK, S.; SCHÄBITZ, M.: Das Heilige Land als Auftrag. Köln 2005. <br /> CRAMER, V.: Ein Jahrhundert deutscher katholischer Palästinamission. Köln 1956. <br /> KEPPLER, P. W.: Wanderfahrten und Wallfahrten im Orient. Freiburg i. B.S. 1895.
Quellen
Radiointerview Nikolaus Kircher: www.horeb.org/xyz/podcast/standp/standpunkt.xml, abgerufen: 2008/01/07
Empfohlene Zitierweise
N.N.: Friedrich Wilhelm Schmidt . In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn. Online-Ausgabe unter http://www.westfälische-biographien.de/biographien/person/714 (Version vom 12.02.2012, abgerufen am 18.12.2024)