Westfälische Biographien




Erich Gottschalk

Textilkaufmann, Fußballer

✽ 19.03.1906 in Wanne-Eickel
✝ 1996

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Erich Gottschalk wurde als jüngstes Kind der Großhändler Lina und Adolf Gottschalk in Wanne-Eickel geboren. Nachdem er die Mittleren Reife abgelegt hatte, begann er eine Ausbildung als Bankkaufmann, die er jedoch abbrechen musste, da sein Ausbildungsbetrieb Konkurs ging. Von der Firma "Gebrüder Kaufmann“ wurde er daraufhin zum Textilkaufmann ausgebildet. In diesem Beruf arbeitete er in Karlsruhe und Bochum. In seiner Freizeit spielte er viel Fußball. In den 1930er Jahren bekam auch er den brutalen Antisemitismus zu spüren. Sein Bruder floh mit seiner Familie in die Niederlande und Erich Gottschalk musste das Unternehmen der Eltern übernehmen, da er aus seiner Firma ausscheiden musste, weil er Jude war. 1935 verlobte er sich mit Rosel Strauß, der Tochter eines Viehhändlers und Schlachters. Die ebenfalls jüdischen Eltern der jungen Frau entkamen dem Antisemitismus über die Niederlande und England nach Südafrika. Das junge Paar entschied sich jedoch in Deutschland zu bleiben und heiratete 1937 nach jüdischem Ritus. In der Reichsprogromnacht zerstörten die Nationalsozialisten das Geschäft der Familie Gottschalk und verhafteten Erich Gottschalk. Er wurde nach Oranienburg gebracht und dort festgehalten, bis seine Frau im Dezember die Emigrationsbescheinigung vorlegen konnte. Sie gingen in ein Flüchtlingslager nach Holland. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande war eine Ausreise in ein sicheres Land unmöglich geworden. Erich und Rosel Gottschalk wurden direkt am 11. Mai 1940 nach Westerbork gebracht. Dort verbrachten sie eine lange Zeit des bangen Wartens auf das, was mit ihnen geschehen würde. Die Familie hoffte auf ein schnelles Eingreifen der Alliierten, um von den drohenden Deportationen verschont zu werden. Dennoch lebten sie verhältnismäßig frei in dem Lager. Erich Gottschalks Tochter Renee kam am 21. Juni 1941 in der bescheidenen Baracke der Familie im Lager Westerbork zur Welt. Auch Gottschalks Eltern wurden zu dieser Zeit nach Westerbork gebracht. Aufgrund der Abgeschiedenheit des Lagers wurde es zum Durchgangslager für Deportationen, um die "Entjudung" so unsichtbar wie möglich zu gestalten. 1942 setzte sich der erste Zug mit 100.000 Gefangenen in Richtung Vernichtungslager in Bewegung. Die Gottschalks, die schon länger im Lager lebten, erhielten einen Sonderstatus um den Betrieb des lagers zu organisieren und wurden so zunächst von den Transporten verschont. Am 14. September 1944 fand der erste Abtransport "alter" Lagerinsassen statt. Gottschalks Eltern wurden als erstes im Januar 1944 in Richtung Osten deportiert. In Auschwitz wurden sie am 7. Juli 1944 vergast. Sein älterer Bruder Siegfried starb bei einem der Todesmärsche, die ebenfalls durchgeführt wurden, im Februar an Entkräftung. Die Wege von Rosel, renee und Erich Gottschalk trennten sich im September 1944. Während er in das Lager Theresienstadt gebracht wurde, wurden seine Frau und seine dreijährige Tochter nach Auschwitz verschleppt, wo sie am 6. Oktober 1944 in die Gaskammern gebracht wurden. Erich Gottschalk kam ebenfalls für einige Tage nach Auschwitz, wurde jedoch dann nach Tschechowitz gebracht. Er magerte auf etwa 40 Kilo ab und brach auf einem der Todesmärsche zusammen. Da man ihn für tot hielt, ließ man ihn im Straßengraben liegen. Von dort konnte er sich zu einem polnischen Bauern retten, bis ihn die Rote Armee dort befreite. Nach seiner Rückkehr aus Polen hoffte er auf Nachricht von seiner Familie, musste jedoch bald feststellen, dass er der einzige Überlebende seiner ganzen Verwandschaft war. Zu dieser Trauer kam noch Schock, dass die Niederlande sich weigerten ihn aufzunehmen. Entschädigung und Staatsbürgerschaft wurden ihm versagt. Vor deutschen Gerichten kämpfte er hart für Wiedergutmachung und schaffte es dadurch doch noch ein Leben in den Niederlanden führen zu können. Er verbrachte einige Zeit bei der Familie seiner Frau und kehrte 1956 als innerlich zerütteter Mann zurück. Er heiratete eine Niederländerin und lebte in geordneten Verhältnissen. Erich Gottschalk starb 1996.


Bild: Erich Gottschalk
Quelle: http://www.derwesten.de/omg/954740-447058436/530_530_0016525683-0051111467.JPG.jpg

Zur Person

Konfession: jüdisch

Mutter: Lina Blumenthal

Vater: Adolph Gottschalk

Geschwister: Siegfried Gottschalk

Ehen: Rosel Strauß (1937-1944)

Kinder: Renee Strauß (1941-1944)

Quellen

http://www.petrinum-dorsten.de/lebenswege/gottschalk.html

Empfohlene Zitierweise

N.N.: Erich Gottschalk. In: Westfälische Biographien, hrsg. von Altertumsverein Paderborn und Verein für Geschichte Paderborn. Online-Ausgabe unter http://www.westfälische-biographien.de/biographien/person/799 (Version vom 23.09.2010, abgerufen am 13.03.2025)

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